Wandern in Schottland

Allgemein

Berge, einsame Täler, viele Schafe und ständig wechselndes Wetter prägen den Norden Großbritanniens. Und hinzu kommt, dass Schottland eine klasse Wanderregion für fast alle Ansprüche ist. Jeder findet eine für ihn machbare Strecke. Lediglich beim Komfort ist vielleicht nicht für jedne etwas dabei. Wenn du es liebst, an einsamen Stellen dein Zelt aufzuschalgen, bist du in Schottland genau richtig.

Wichtige Infos zur Einreise

Seit dem Jahr 2021 ist für die Einreise nach Großbritannien ein gültiger Reisepass erforderlich. Die Einreise mit Personalausweis nicht mehr möglich. Ein Visa ist weiterhin nicht erforderlich. Ein Kinderreisepass ist ebenfalls zulässig.

Schon vor dem Brexit war Großbrintannien nie Mitglied im Schengenabkommen. Deshalb müssen Minderjährige, sofern bei der Ausreise aus dem Schengen-Raum nicht beide Erzieheungsberechtigte als Begleitung dabei sind, eine Genehmigung zur Ausreise mit Kopie des Ausweises der nicht anwesenden Erzieherungsberechtigten vorlegen. Erfahrungsgemäß wird dies besonders streng an den deutschen Flughäfen bei Ausreise kontrolliert.

Anreise

Mit der Bahn

Die Anreise mit der Bahn kann sehr teuer sein, dafür jedoch deutlich umweltverträglicher als mit dem Flugzeug. Dank dem Eurotunnel ist Großbritannien inzwischen gut mit der Bahn erreichbar. Nach Edinburgh und Glasgow kommt man von Deutschland aus mit nur zwei Umstiegen in Paris oder Brüssel und London. Nach Schottland sind keine durchgehenden Fahrkarten erhältlich. Ich empfehle, bis London eine durchgehende Fahrkarte zu lösen. Bei den Verbindungen über Brüssel funktioniert dies bei der Deutschen Bahn, bei Verbindungen über Paris über die Französische SNCF. Bei der Deutschen Bahn sind keine durchgehenden Fahrkarten für die Verbindung über erhältlich. In Paris ist ein Bahnhofwechsel vom Gare du Est nach Gare du Nord erforderlich (ca. 600m). Vor dem Zustieg in den Eurostar findet eine Sicherheitskontrolle statt. Bitte beachte, dass du mit diesem Zug kein Campinggas transportieren darfst.

Ab London ist eine separate Britische Fahrkarte erforderlich. Wer für diese eine Zugbindung hat, wie es meistens der Fall ist, sollte ausreichend Puffer in London einplanen. Für die Fahrt direkt in die Highlands kann sich auch der Caledonian Sleeper ab London anbieten.

Um in die Highlands zu kommen, ist oft ein weitere Umstieg in Edinburgh oder Glasgow notwendig. In Glasgow muss der Bahnhof gewechselt werden, in Edinburgh hingegen nicht.

Ein Interrail Global Pass kann eine günstige Alternative zu einer gewöhnlichen Fahrkarte sein. Ein Vorteil ist, dass du damit in einem gewissen Maß flexibel bist. Für die Anreise nach Schottland sind jedoch einige kostenpflichtige Reservierungen erforderlich (TGV, Eurostar). Die Züge innerhalb von Schottland sind nicht reservierungspflichtig.

www.bahn.de
www.sncf-connect.com
www.nationalrail.co.uk
www.sleeper.scot
www.scotrail.co.uk

Wer sich nicht selbst durch den Tarifdschungel schlagen möchte, kann auch ein spezialisiertes Reisebüro wie Gleisnost in Freiburg kontaktieren.

www.gleisnost.de

Mit dem Bus

Von einigen deutschen Städten (z.B. Köln) fahren Fernbusse bis nach Schottland (z.B. Edinburgh). Die Fahrt dauert etwas länger als mit der Bahn, ist jedoch deutlich günstiger. Für Gepäck muss manchmal ein Aufpreis vor Ort bar bezahlt werden.

Mit dem Flugzeug

Zahlreiche Fluggesellschaften fliegen von deutschen Städten nach Edinburgh oder Glasgow. Beide Flughäfen sind per Bus und (Straßen- Bahn an die Bahnhöfe der Städte zur Weiterreise in die Highlands angebunden. Da sich die Fluglienien ständig ändern, habe ich auf eine detailierte Erläuterung verzichtet.

Mit dem Auto

Die Anreise mit dem eigenen Auto ist auch gut möglich. Hier hat man grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

Wer lange Strecken mag oder noch einen Zwischenstopp in Südengland machen möchten, fährt mit der Fähre von Dunkerque oder Calais nach Dover oder nimmt den Autozug durch den Eurotunnel (Ersparnis von ca. 30 Minuten, dafür meist teurer und langweiliger als die Fähre). Von Dover sind es in den Großraum Edinburgh / Glasgow ca. 800km.

Wer lieber eine Nacht auf der Fähre verbringt, nimmt die Fähre zwischen Rotterdam und Hull oder zwischen Amsterdam und Newcastle in Nordengland.

Die Orientierung stellt in Schottland beim Wandern manchmal die größte Herausfordeurng dar. Außer den bekannten Fernwanderwegen wie der West Highland Way und der Speyside Way sind die meisten Wege nicht markiert. Die Wege bestehen meistens lediglich aus Trampelpfaden. Oft sind sind es Verbindungen, die schon Jahrhunderte lang genutzt werden.

An Wegknotenpunkten sind oft Schilder mit dem "Right of Way" zu finden. Diese sind auf den ersten Blick oft vielversprechend was den Wegzustand angeht. Oft befindet sich jedoch bis der nächsten großen Wegkreuzung keine einzige Markierung. Die Entfernung kann 20km oder mehr betragen.

Der sichere Umgang mit Karte und Kompass ist also eine absolute Grundvoraussetzung zum Wandern in Schottland, wenn man die stark frequentierten Routen verlässt. Am sichersten orintiert man sich an Bergen, Täler und Flüssen.

Viele schottische Täler sind sehr lang. Dies kann leicht zu Fehleinschätzungen führen.

Die Karten der Serie Landranger map 1:50000 ist zum Wandern meist sehr gut. Wer ist detailierter mag, wählt die Explorer map 1:25000. Vor allem für Gipfeltouren sind diese oft besser geeignet, da auf den Landranger maps die Pfade auf die Gipfel nur selten eingezeichnet sind. Um die Karte, die in Schottland echt überlebensnotwendig sein kann, vor Regen und Wind zu schützen, empfehle ich eine Kartentasche.

Nebel kann vor allem auf den Hochplateaus eine besondere Gefahr darstellen. Hier auf keinen Fall planlos herumirren. Dies war bisher eine der wenigen Situationen, in denen ich wirklich Karte und Kompass gebraucht habe. Wer sich unsicher ist, wartet lieber, bis der Nebel verschwunden ist. Dank der häufigen Wetterwechsel passiert normalerweise nach relativ kurzer Zeit.

Ein GPS kann eine zusätzliche Hilfe sein. Wer das GPS mit dem Handy nutzt, sollte beachten, dass die Akkupakapität begrenzt ist und es oft keine Möglichkeit zum Aufladen gibt.

So anspruchsvoll wie dieser Beitrag zur Orientierung auch klingt, macht diese Herausforderung durchaus auch Spaß.

Übernachtung

Zelt

In Schottland gibt es keine Hütten wie wir sie aus Skandinavien oder den Alpen kennen. In den Highlands wirst du meistens auf das Zelt angewiesen sein. Wildcampen ist in den Highlands außerhalb geschlossener Ortschaften und außerhalb der Sichtweite von Wohnhäusern erlaubt. Einige Ausnahmen gibt es in einigen Wäldern sowie im Great Glen.

Einen Zeltplatz zu finden, ist meist kein Problem.

Viele Orte haben einen Campingplatz. Trotz des unbeständigen Wetter ist Camping in Schottland weit verbreitet.

Mountain Bothies

In den Highlands gibt es einige Schutzhütten (Mountain Bothy), die von der Mountain Bothy Association unterhalten werden. Diese sind in der Regel nicht viel mehr als ein festes Dach über dem Kopf. Als Toilette ist in der Regel ein Spaten vorhanden. Ein Kocher muss generell mitgebracht werden. Meist sind diese Bothies nur sehr klein, sodass auf einen freien Platz kein Verlass ist. Besonders als Gruppe solltet ihr unbedingt auf ein Zelt nicht verzichten, wenn ihr einen Ort mit Bothy ansteuert. Am Abend kommt man oft mit anderen Wanderern ins Gespräch. Dass Müll wieder mitgenommen werden muss, sollte selbstverständlich sein. Manche Bothies haben eine Feuerstelle oder einen Ofen. In der Regel ist jedoch (auch umherum) kein Feuerholz vorhanden. Wer öfters in den Bothies übernachten möchte, sollte in der Mountain Bothy Association (MBA) Mitglied werden. Weitere Infos und eine Liste mit allen Bothies findest du unter www.mountainbothies.org.uk.

Hostels

Die meisten Orte haben ein Hostel. Diese sind die Unterkunft, in der man auf viele anderer Wanderer trifft. So gut wie alle Hostels haben eine Selbstversorgerküche, einige bieten ebenfalls gegen einen Aufpreis Frühstück an. Beim Abendlichen Brutzeln entstehen oft interessante Gespräche. Die Unterkunft erfolgt meist in nach Geschlechtern getrennten Mehrbettzimmern. Eigene Zimmer sind auch meist verfügbar. Eine Mitgliedschaft in einem Hostelverband wie dem DJH ist nicht erforderlich, es gibt jedoch für Mitglieder einen Rabatt. Etwas außergewöhnlich sind das Glen Affric Youth Hostel und das Loch Ossian Younth Hostel, die mitten in den Highlands liegen und nur für Wanderer (und evtl. Radfahrer) erreichbar sind.

Infos zu den Hostels der Scottish Youth Hostel Assiciation (SYHA) findet du unter www.hostellingscotland.org.uk. In der Hochsaison ist eine vorheriger Reservierung empfehlenswert.

Es gibt in Schottland inzwischen auch viele unabhängige Hostels. Diese findest du unter www.independenthostels.co.uk oder www.scottish-hostels.com. ie Ausstattung unterscheidet sich sehr zwischen den einzelnen Hostels, also unbedingt gut durchlesen, bevor du buchst.

Bed and Breakfast

Auch in Schottland gibt es zahlreiche Unterkünfte, die Übernachtung mit Frühstück anbieten. Diese sind meist teurer als Hostels, aber billiger als Hotels. Das Frühstück ist meist sehr reichhaltig.

Einkaufsmöglichkeiten

Einkaufsmöglichkeiten gibt es in allen größeren Orten. Wenn ihr nur durch wenige Orte kommt, solltet ihr euch vorab über die Einkaufsmöglichkeiten, evtl. sogar Öffnungszeiten, informieren.

Reisezeit

Vielen gehen im Sommer nach Schottland. Eigentlich ist dies die schlechteste Reisezeit zum Wandern. Es haben nicht nur die Touristen Hochsaison, sondern auch die Midges. Empfehlenswerter sind die Monate April und Mai oder der Oktober. Einziger Nachteil in der Nebensaison kann sein, dass öffentliche Verkehrsmittel auf einigen Strecken nur eingeschränkt verkehren.

Wetter

Nein, es regnet nicht immer in Schottland. Je nach Region können die Niederschlagsmengen jedoch sehr hoch sein.

Das Klima ist im Vergleich zu Mitteleuropa jedoch etwas gewöhnungsbdürftig. Die Jahresdurchschnittstemperatur von ca. 18°C könnte mit Deutschland fast übereinstimmen. Es gibt jedoch weder große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, noch zwischen Sommer und Winter.

In der Regel wechselt das Wetter mehrmals am Tag. Dauernd anhaltende Schlechtwetterperioden sind somit sehr selten. Jedoch ist es auch nicht empfehlenswert, ohne Regenzeug aus dem Haus zu wagen.

Besonders auf den Bergen ist Windstille etwas seltenes. Starker Wind, Nässe und Kälte können schnell zum Hindernis führen.

Prinzipiell gilt: Der Westen ist mild und feucht (auch ideal für Midges), der Osten kühl und trockener (weniger Midges).

Schwierigkeit

In Schottland findet jede Gruppe seine passende Route für eine erfolgreiche Fahrt. Von einer Fahrt durch besiedeltes Gebiet bis zum Abenteuer in den Highlands.

Orientierung

Wer sich in schwieriges oder einsames Gelände begibt, sollte jedoch dafür gerüstet sein. Wegmarkierungen gibt es außer an den drei großen Fernwanderwegen so gut wie keine. An größeren Kreuzungen stehen Schilder, die können jedoch auch mal über 30km auseinanderliegen. Zwischendrin kann es sein, dass der Weg endet und wenige hundert Meter später wieder beginnt.

Der sichere Umgang mit Karte und Kompass sind daher eine absolute Grundvoraussetzung. Oft ist es das einfachste, sich an Bach- und Flussverläufen zu orientieren.

Besonders kritisch kann es werden, wenn Nebel eintrifft. Wer in diesem Fall seinen Weg verloren hat, wartet am besten besseres Wetter ab. Auf keinen Fall durch die Gegend herumirren. Dies gilt besonders auf Bergen.

Überschreitung von Pässen und Bergen

Bei der Überschreitung von Pässen oder gar Gipfeln sollte besonders viel Zeit eingeplant werden. Oft erschweren gerade dabei Wind, Nässe und Nebel den Weg. Besonders bei Gipfelüberschreitungen solltet ihr Alternativen einplanen. Es sind schon manche unüberlegte Gipfelversuche gescheitert. Auch kann es auf einigen Gipfeln vorkommen, dass man selbst im Sommer noch auf Schneefelder trifft.

Flussüberquerungen

Nicht über jeden kleinen Fluss führt eine Brücke in Schottland. Die Schotten sagen zurecht, es sei besser ohne Brücken, weil es natürlicher ist. Das Waten ist meist unproblematisch, es sollte jedoch mit viel Vorsicht erfolgen. Ein Wandertstock leitet dabei als drittes Bein sehr gute Dienste. Die Temperatur liegt meisten zwischen 3°C und 10°C im Sommer.

Nach einer Flussüberquerung ist es besonders wichtig, dass ihr wieder den richtigen Weg findet. Oft muss man einige hundert Meter laufen, um eine geeitgnete Watstellen zu finden. Die Wege führen euch nicht immer dort hin.

Diese Schwierigkeiten sollen euch nicht von einer Fahrt abhalten. Ihr solltet jedoch darauf vorbereitet sein.

Ausrüstung

Wer in Schottland auf Tour geht, sollte nie ohne Regenausrüstung starten. Das Wetter kann jederzeit plötzlich umschlagen.

Für alle Mehrtageswanderungen ist ein Kocher erforderlich. Hierbei ist zu beachten, dass in Schottland Spiritus nur sehr schwierig und in vielen Orten gar nicht erhältlich ist. Wer einen Trangia-Kocher nutzt, sollte unbedingt sich unbedingt den Gaseinsatz zulegen. Gampinggas (Schraubkartuschen) sind in so gut wie allen Sportgeschäften erhältlich. Die Mitnahme von Gaskartuschen oder im Eurostar ist verboten, somit musst du es meistens vor Ort kaufen.

Speziell in Schottland gehört ins Gepäck:

  • Wetterfestes Zelt (die Bothies können vollständig belegt sein)
  • Schlafsack + Isomatte
  • möglichst Wasserdichte Wanderschuhe
  • Gamaschen
  • Kocher (mit Gas)
  • Regenjacke
  • Regenhose
  • Mütze, Schal, Handschuhe (in den Cairngorms ganzjärig, sonst immer außer im Sommer)
  • Sonnencreme
  • Mückennetz
  • Karte mit wasserdichter Kartentasche
  • Kompass
  • ausreichend Proviant
  • Wasserflasche (1l meist ausreichend, da fließendes Wasser in der Regel trinkbar ist).

 

Wanderführer und Webseiten

Für Schottland gibt es zahlreiche gute Wanderführer. Der Conrad-Stein-Verlag hat folgende nützliche Wanderführer herausgebracht.

AutorTitelISBNPreis
Anja VogelSchottland: Central Highlands & Cairngorms National Park978-3-86686-190-912,90 €
Hartmut EngelSchottland: Speyside Way Whisky Trail978-3-86686-043-812,90 €
Hartmut EngelSchottland: West Highland Way978-3-86686-371-212,90 €
Anja VogelSchottland: Western Highlands978-3-86686-191-612,90 €

Der britische Verlag Pocketmountains hat bietet mit der Serie "mountain guides" von Nick Williams hervorragende Wanderführer in englischer Sprache. In den handlichen Büchern werden Rundtouren beschrieben, die gut in eine mehrtägige Fahrt eingebunden werden können. Es werden die Anstiege auf alle Munros (Berge über 3000ft bzw. 914m) beschrieben.

Eine Übersicht der Serie findest du auf der Webseite von <link http: www.pocketmountains.com _blank external-link-new-window>Pocketmounntains.
Bestellen kannst du die Bücher bequem bei Amazon. Dort zahlst du die Bücher einfach in Euro zum aktuellen Wechselkurs.

Umfangreiches Informtionsmaterial, Routenvorschläge sowie GPS-Tracks bietet die Internetplattform <link http: www.walkhighlands.co.uk _blank external-link-new-window>Walkinghighlands. Wenn du dich registrierst, hast du sogar Zugriff auf eine kostenlose Karte von ganz Schottland im Maßstab von 1:25.000. Ohne Registrierung kannst du die Karte nur bis zum Maßstab 1:50.000 sehen. Die Karte basiert auf den Daten der Landranger maps.

Kartenmaterial

Schottland bietet euch gutes Kartenmaterial. Es gibt flächendeckend die Serie Landranger map im Maßstab von 1:50.000 von <link http: www.ordnancesurveyleisure.co.uk _blank external-link-new-window>Ordnance Survey Leisure. Wer es detailierter haben möchte, greift zu den Explorer maps 1:25.000. Die Überschneidungen der Karten sind gering, daher braucht man in einem kleinen Gebiet manchmal bis zu drei Karten.

Die Karten sind bequem bei Amazon erhältlich. Dort musst du einfach die Kategorie "Englische Bücher" auswählen und dann "Landranger map" in die Suche eingeben. Die Preise sind vom aktuellen Wechselkurs abhängig.